Sprachen lernen in der Zeit von Google Translate

Top 5 Gründe, sich nicht nur auf Übersetzungsprogramme zu verlassen

 

Heutzutage ist das Übersetzen von Fremdsprachen ganz einfach. Sei es beim Lesen oder beim Sprechen – die Fähigkeit zur muttersprachenübergreifenden Kommunikation lernte mit der Zeit digitale Hilfsmittel neben dem klassischen Wörterbuch kennen. Niemand muss sich mehr die Finger wund blättern, nur um dann letzten Endes doch nicht das richtige Wort zu finden, geschweige denn zwingend eine neue Sprache lernen.

Mittlerweile ist es viel leichter: Handy hervorgeholt, Google Übersetzer geöffnet und dann wird ein Text per Kamera erfasst, ins Mikrofon gesprochen oder handschriftlich bzw. per Tastenfeld eingegeben. Innerhalb weniger Sekunden ist das Wort, der Satz oder das Schriftzeichen übersetzt und die Bedeutung klar. Oder?

In vielen Fällen und Bereichen bedeutet Automatisierung eine Erleichterung für den Menschen. Wir geben Aufgaben ab, um sie selbst nicht mehr erfüllen zu müssen. Dadurch geben wir aber auch die Verantwortung für das Endprodukt ab und verlieren mit der Zeit selbst die Fähigkeit, den jeweiligen Prozess auszuführen. So verhält es sich natürlich auch mit der Versiertheit im Sprechen, Schreiben oder Übersetzen von Fremdsprachen, ganz nach dem Motto: „Use it or loose it“.

Weshalb es somit trotz der fortschrittlichen Übersetzungsapps vorteilhaft ist, sich selbst eine Fremdsprache anzueignen und sich nicht nur auf die automatische Übersetzung zu verlassen, haben wir in den folgenden 5 Punkten für euch zusammengefasst:

 

1. Für Übersetzungsprogramme braucht man leistungsstarke Smartphones

So einfach es auch klingt: wer kein Smartphone besitzt, kann sich die Fremdsprache nicht spontan übersetzen lassen. Die Möglichkeit der visuellen Textübersetzung scheitert bei älteren Geräten am Fehlen einer funktionsfähigen Kamera, das handschriftliche Übersetzen am Fehlen eines Touchscreens. Nur das Mikrofon kann dann noch benutzt werden und obgleich jedes Smartphone  eines besitzt, sprechen besonders Muttersprachler nicht immer so langsam und deutlich, dass das Progrmm oder die App die Wörter korrekt erkennt.

 

2. Übersetzungsprogramme zu verwenden ist eine Erleichterung, aber keine Fähigkeit

Wie in jedem Fall von Automatisierungen eines Prozesses ist der ausschlaggebende Punkt des Erfolgs selten die eigene Fähigkeit, den Prozess zu starten, sondern lediglich die Fortschrittlichkeit des automatisierten Systems. Die persönliche Weiterentwicklung hört somit dort auf, wo die Automatisierung beginnt. Deshalb stellt auch das Sprechen einer Sprache durch die Übersetzung einer App keine erlernte Bereicherung der kognitiven Fähigkeiten dar, sondern hindert uns eher daran, die Fähigkeit zur interlinguistischen Kommunikation mit all ihren Teilaspekten auszubilden, weil sie uns auf das reine Übersetzen beschränkt.

 

3. Mehrdeutigkeit und synonyme Wörter werden in Sätzen nicht angezeigt

Aus der mangelnden Reflexionsfähigkeit der Fremdsprache wächst das nächste Problem der Übersetzungsapps: wer sich einen Satz per Google Übersetzer in seiner Muttersprache wiedergeben lässt, erhält ein vorgebautes Satzkonstrukt, das anhand der wörtlichen Übersetzung generiert wurde. Während bei einzelnen eingegebenen Wörtern mehrfache Bedeutungen aufgeführt werden, sind Sätze vorgefertigt und zeigen auf Anhieb keine Alternativen für das sinntragende oder für das die Aussage vielleicht maßgeblich beeinflussende Wort x. Dadurch geht nicht nur der Reichtum einer Sprache verloren, sondern auch die Sicherheit des richtigen Verständnisses in einem Gespräch. Besonders in Sprachen wie dem Chinesischen, wo sich Wörter in der Aussprache sowie der lateinisch alphabetischen Umschrift (pinyin) nur in der korrekten Verwendung der fünf Lautzeichen unterscheiden, ist es schwierig, sich auf die Funktionen von Google Übersetzer zu verlassen. Schließlich kann oftmals ein Wort ausschlaggebend genug sein, um die Modalität bzw. die Stimmung und Intention des Sprecher zu bestimmen.

 

4. Viele Übersetzungsprogramme übersetzen ausschließlich literarisch

Wie in Punkt 3. bereits erwähnt, verfahren Übersetzungsprogramme wie Google Übersetzer bei der Übersetzung ganz einfach: Wort erkennen, Wort übersetzen. Dieses literarische Übersetzen ist oftmals hilfreich, wenn es schnell gehen muss, aber idiomatische Sinngehalte aus Metaphern, Redewendungen oder allgemeiner Umgangssprache können oft nicht korrekt übersetzt werden. So zum Beispiel: „Es schüttet wie aus Eimern“. Die klassische deutsche Redewendung sollte von Google Übersetzer erfasst und auf English übersetzt werden, aber anstatt das erwartete „It’s raining cats and dogs“ anzuzeignen, erschöpfte sich die Übersetzung in „It pours with rain“, wohingegen die Übersetzung aus dem Englischen die korrekte deutsche Übersetzung lieferte. Dabei muss man bedenken, dass Englisch die „Muttersprache“ Googles ist, weshalb sich aus der Problematik des Übersetzens aus dem Deutschen bereits die Erwartung ableiten lässt, dass es mit anderen Sprachen zu ähnlichen idiomatischen Übersetzungsschwierigkeiten kommt. Hält man sich dann noch vor Augen, dass Muttersprachler idiomatische Ausdrücke auf ganz natürliche Weise ins alltägliche Gespräche einbauen, wird schnell klar, weshalb das rein wörtliche Übersetzen oft nicht ausreichend ist, um seinen fremdsprachigen Gegenüber zu verstehen.

 

5. Übersetzungsprogramme erschweren die Kommunikation an sich

Dieser letzte Punkt kann als das Fazit unseres Top 5 Rankings gesehen werden: während Übersetzungsapps und -programme das Übersetzen erleichtern mögen, entsteht reibungslose Kommunikation, insbesondere auf interlinguistischer Basis, durch weitaus vielfältigere Faktoren als nur durch das reine Übersetzen der anderen Sprache. Die notwendigerweise erlernte Kenntnis idiomatischer Ausdrücke, ein souveräner und intuitiver Sprachfluss und ein exates Verständnis der eigenen und der fremden Wortwahl sind solche Faktoren, die nur selbstständige Sprecher einer Sprache kultivieren können. Gleichzeitig sind es diese Aspekte, die eine angenehm-persönliche Atmosphäre durch ein im Gespräch selbstsicheres und verständnisvolles Auftreten entstehen lassen, was in jeder Form der Kommunikation förderlich ist.

 

Ob im Rahmen eines entspannten Kennenlernens oder eines seriösen Gesprächs: Interkulturelle Kompetenzen beginnen bei der Fähigkeit, frei und auf Augenhöhe mit seinem Gegenüber zu kommunizieren und sich währenddessen auch fremder Sprachen bedienen zu können. Dabei erfüllen Übersetzungsprogramme nur eine von vielen Aufgaben, weshalb es auf längere Sicht weitaus hilfreicher ist, eine neue Sprache zu lernen, als sich nur auf die digitale Übersetzung zu verlassen.